Die letzte OECD-Bildungsstudie zeige laut AStA der Uni Münster für Deutschland zwei „sonderbare Tendenzen“, die stark von der Entwicklung anderer Industriestaaten abweichen. Während die Erhöhung der Studierendenquote in den letzten zehn Jahren in Deutschland nur ein Fünftel von der der OECD-Länder betrug, stieg in der gleichen Zeit der Einkommensvorteil von Akademikern in Deutschland sechsmal stärker. Das heißt: Das deutsche Bildungssystem verschließe weiterhin vielen Jugendlichen die Möglichkeit zu einer akademischen Bildung, mache aber in einem rasanten Tempo die Schere zwischen den Einkommen von Akademikern und Nicht-Akademikern immer größer.
Dies sei nicht nur aus menschenrechtlicher Betrachtungsweise bedenklich – hier ist an dem Besuch des Menschenrechtbeobachters Vernor Muñoz zu erinnern –, sondern auch aus bildungsökonomischer Sicht. AStA-Referent Andreas Kemper: „Um es auf den Punkt zu bringen: Die Entscheidungsträger in Deutschland verzichten auf eine in anderen Ländern schon lange stattfindende Modernisierung des Bildungssystems, zugunsten einer ständischen Pfründesicherung für den Nachwuchs aus reichem Elternhaus.“ Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, so Kemper weiter, könne so ein Sonderweg des Modernitätsverzichts Angst machen, zumal der Rechtsextremismus in Deutschland gleichzeitig stark ausgeprägt ist.
„Die Wirtschaft brummt doch angeblich, weshalb wird also nicht ein Programm entwickelt und finanziert, welches es einer Millionen Jugendlichen aus den niedrigen Schichten ermöglicht und attraktiv erscheinen lässt, zu studieren? Hiermit könnten wir den Anschluss an die internationale Gemeinschaft wiedererlangen“, so Kemper.